piwik no script img

Berliner Staatsschutz ermitteltZynisches Plakat nach Mord in Washington

Ein Plakat in Berlin zeigt den Deutsch-Israeli Yaron Lischinsky, der in Washington erschossen wurde, unter einem Hamas-Dreieck. Der Staatsschutz ermittelt.

Abriss: Berliner Polizisten beim Entfernen des Plakates in Berlin-Mitte Foto: Sven Kaeuler/dpa

Berlin dpa/taz | Der Staatsschutz des Berliner Landeskriminalamts ermittelt wegen eines Plakats, das den am Mittwoch in Washington erschossenen Deutsch-Israeli Yaron Lischinsky zeigt. Es geht dabei um den Verdacht der Billigung von Straftaten und des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen, wie die Berliner Polizei mitteilte.

Die Polizei hatte am Freitag entsprechende Hinweise auf zwei Plakate in der Nähe der Humboldt-Universität in Berlin-Mitte bekommen, nachdem Aufnahmen davon in sozialen Medien zu sehen waren. Eines der Plakate stellte sie in der Planckstraße sicher. Ein anderes, das in der Geschwister-Scholl-Straße gemeldet worden war, ließ sich nicht auffinden.

Plakat zeigt ein großes Hamas-Dreieck über Lischinkys Kopf

Auf dem Plakat ist oben der Schriftzug „Make Zionists Afraid“ (Lass Zionisten Angst empfinden) zu lesen, eine zynische Variante des Slogans von US-Präsident Donald Trumps Slogan „Make America great again“. Darunter ist ein Bild von Yaron Lischinsky zu sehen, der in die Kamera lächelt.

Sein Gesicht ist mit einem roten Hamas-Dreieck versehen, das die Terrororganisation benutzt, um feindliche Ziele zu markieren. Unter dem Bild stehen sein Geburts- und sein Todesjahr. Vor dem Todesjahr steht ein weiteres rotes Hamas-Dreieck.

Der Deutsch-Israeli Lischinsky wurde am Mittwoch zusammen mit seiner Partnerin Sarah Milgrim erschossen, nachdem sie eine Veranstaltung des Jüdischen Museums in Washington besucht hatten. Beiden arbeiteten bei der israelischen Botschaft.

Nach Angaben der Polizei näherte sich der Täter einer Gruppe von vier Personen und schoss dann auf die beiden. Der 30 Jahre alte Mann aus Chicago wurde festgenommen. Er soll danach den propalästinensischen Slogan „Free, free Palestine“ skandiert haben. Gegen ihn wurde Mordanklage erhoben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

31 Kommentare

 / 
  • taz.de/Attentat-an...plomaten/!6086225/

    Passt auch hier….man muss nicht selbst töten, um unter den Titel zu fallen.

  • Bei allen sonstigen Meinungsunterschieden: hier MUSS man klar Stellung beziehen und den menschenverachtenden und zynischen antisemitischen Dreck verurteilen, der da an Berliner Hauswänden klebt - kein Ausflüchte auf „Aber Israel hat …“ mehr!

  • Wieso hat ein, wenn auch faschistisches Plakat, Nachrichtenwert?

    • @Ibrahimo:

      Weil es zum Mord an Juden aufruft und diesen gut heisst.

    • @Ibrahimo:

      Weil es zum Mord an Juden aufruft u diesen verherrlicht.

    • @Ibrahimo:

      Denkbare Antwort: Um darauf hinzuweisen, dass faschistisches, rassistisches und antisemitisches Gedankengut eben nicht nur bei den üblichen Verdächtigen vorkommt, sondern auch bei Menschen, die aus linker Sicht normalerweise eher als Opfer rechten Gedankenguts gesehen werden.

    • @Ibrahimo:

      Weil es vermutlich für die Spitze eines Eisberges von Hasspropaganda steht.



      Oder?

      • @Lichtenhofer:

        Genau, die Sptze des Eisbergs. In der letzten Zeit traue ich meinen Augen und Ohren nicht mehr, was in der BRD - insbesondere Beriin - als links und progressiv gehandelt wird.

    • @Ibrahimo:

      Vielleicht weil es zeigt, wie verroht Teile der Bewegung sind, die angeblich pro Palästina sind, aber mit ihrem Hass der Sache eher schaden, für die sie kämpfen wollen.

    • @Ibrahimo:

      Weil es kein Einzelfall ist, sondern chauvinistische Gewalt mit System und wachsender Opferzahl.

      Über so etwas wollen sie keine Berichterstattung?



      Was ist dabei ihre Motivation, wenn ich fragen darf.

      • @Thomas O´Connolly:

        Welchem System zugehörig wollen sie das Plakat sehen? Der Nachrichtenwert ist mir zumindest nicht unmittelbar ersichtlich, darauf zielt meine Frage ab.

    • @Ibrahimo:

      Das Plakat verherrlicht offensichtlich die Morde an Juden im Namen der Hamas. Ich würde es, Stand jetzt, eher einem propalästinensischen Umfeld zuordnen. Deshalb ist es von hohem Nachrichtenwert.

    • @Ibrahimo:

      Weil die taz immer wieder über besonders degoutante Plakate berichtet.

      Das ist eindeutig eines.

  • Wie tief kann ein Mensch sinken? Widerlich und zugleich unendlich traurig, was für ein Hass und welche Vernichtungsphantasien sich da Bahn brechen.

  • Hoffentlich können die Täter ermittelt werden, und werden angemessen bestraft. Man kann sich vorstellen, as das mit dem Sicherheitsgefühl jüdische Mitbürger macht, die so etwas sehen.



    In Anbetracht der gesellschaftlichen Lage hierzulande, und in Berlin im Besonderen, dürfte das evtl. schon den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllen.

  • Immerhin wissen die, die sich als "Links" lesen, aber mit Leuten die so was machen Tee trinken und Soli Veranstaltungen organisieren jetzt wo sie stehen.



    Und sollten verstanden haben, dass sie in linken Strukturen nichts mehr zu suchen haben.

    Das sind Rechtsextreme und die Antifa sollte dafür sorgen, dass in ihren Reihen keine Rechtsextremen ihren Chavismus ausleben.

    Und wenn das endlich mal geklärt wäre, könnten wir vielleicht auch mal eine dringend überfällige Demo gegen Israels Kriegsführung, Vertreibung, Siedlungspolitik, Staatsführung und die Verbrechen in Gaza organisieren zu der alle hingehen können die es jetzt nicht können weil dort Antisemiten und Rechtsradikale nicht aus der Demo fliegen! (!)(!)

    • @Thomas O´Connolly:

      Antisemitismus ist sicher eine Domäne des Rechtsextremismus. Aber Antisemitismus von der extremen Linke ist immer noch links.

      • @Rudolf Fissner:

        Das "Rechtsextreme" bezieht sich in meinem Kommentar auf die Leute die von außen von Linken in die Proteste und die Bewegung eingebunden werden. Dabei handelt es sich in der Tat mitunter um Rechtsextremisten aus dem islamistischen Milieu. (Besonders in Berlin und Hamburg.)



        Das reicht von Leuten vom Bozkurt bis zu aktiven Gefährdern der islamistischen Szene unter VS Beobachtung.

        Ich spreche also von einer Querfront aus naiven Linken, antisemitischen Linken, minderjährige Personen die kaum wissen was "links" bedeutet außer die AfD irgendwie doof zu finden und realen Rechtsextremisten aus einem völkisch-nationalen Spektrum anderer Nationen.

        Solange diese Querfront existiert ist die Linke in handlungsunfähig und wird der politischen Irrelevanz und ihren Gegnern preisgegeben, wo sie nicht bereits zur Reaktion und dem reaktionären Milieu gerechnet werden muss.

    • @Thomas O´Connolly:

      Ich bin ganz bei Ihnen.

    • @Thomas O´Connolly:

      Wenn Sie von einer "dringend überfälligen Demo gegen Israels Kriegsführung..." schreiben, frage ich mich allerdings, warum es dergleichen nicht auch nach den Massenmorden des 7. Oktobers 2023 gegeben hat. Der damalige Mangel an Empathie war offensichtlich und steht in einem merkwürdigen Kontrast zur gegenwärtigen, vielfach auch durchaus gerechtfertigten Empörung. Ich fürchte, es ist daher nicht damit getan, nur ein paar Hamas-nahe Antisemiten auszusortieren. Das eigentliche Problem ist das manichäische Weltbild einer postkolonialen Linken.

      • @Schalamow:

        Das eine hebt das andere weder auf noch schließt es es aus.



        Sie können sich gewiss sein, dass ich da draußen war auf der Straße am 7 und am 8.10 und an all den ohnmächtigen Terminen an denen kaum jemand zu den Demos gekommen ist aus Angst vor dem Internet, Intifada-Kids und roten Dreiecken.

        Das mit dem "manichäische Weltbild " haben sie wirklich schön gesagt. Da sprechen sie mir aus vollem Herzen, danke dafür.

      • @Schalamow:

        Es gab zahlreiche Solidaritätsdemos zum Oktober.



        Sie sind angesichts der genozidialen Sprüche aus der israelischen Regierung, der bald hunderttausend getöteten Palästinenser, dem Zerbomben der Städte usw. usw. nur sehr schnell verstummt.

        Mit Kriegsverbrechern will man sich nicht gemein machen. Es bleibt nur die Solidarität mit den Angehörigen der Geiseln und deren Proteste gegen die rechtsextreme Regierng.

        • @Rudolf Fissner:

          Das habe ich allerdings anders in Erinnerung. Es waren weder besonders viele Demos noch besonders viele Demonstranten.



          Und genau so ist das auch von jüdischer Seite empfunden worden www1.wdr.de/nachri...interview-100.html



          Und dass man sich mit Kriegsverbrechern nicht gemein machen will: damit scheint man ja auf den diversen "pro-palästinensischen" Demos erkennbar wenig Probleme zu haben.

        • @Rudolf Fissner:

          Es gilt: Unabhängige Solidarität mit allen Menschen die unter Gewalt, Unterdrückung und Verbrechen leiden ohne an diesen Dingen beteiligt zu sein.



          Egal wo, egal wann.



          Die rote Linie ist hier einzig und allein die Partizipation am Verbrechen, nicht die Anwesenheit in Raum und Zeit oder der Verzicht auf aktiven Widerstand. Man kann nicht von jedem Menschen verlangen loszulaufen und die Mörder zu ermorden. Schon aus menschlichen Motiven nicht und weil man sonst den Kreislauf der Gewalt weiter dreht.

          Wer nicht an Verbrechen mitwirkt, muss vor Verbrechen geschützt werden.

          Und mir fällt es manchmal schwer zu glauben, dass wir so weit zurück gefallen sind in Moral und Philosophie. Manchmal so als hätte es gar keine Aufklärung gegeben, keinen ausformulierten Humanismus und kein Versprechen an die Zukunft keine Kirche mehr für die Moral zu brauchen.

    • @Thomas O´Connolly:

      Schön wärs.



      Der Anti-Israel-Flügel der Linken verfällt wohl eher in eine Art Korpsgeist. In den letzten Jahren haben sich dank Social Media kommunistische Kader-Organisationen bei der Nachwuchsrekrutierung breitgemacht und heute ernten sie die Saat.

    • @Thomas O´Connolly:

      Damit machen Sie es sich sehr einfach. „Nö. Die sind nicht links.“



      Und Zack brauchen wir uns über linken Antisemitismus keine Gedanken machen.

      Oder: Linke sind keine Antisemiten. Und wenn sie antisemitisch sind, sind es keine Linken.

      Siehe auch: de.m.wikipedia.org...ein_wahrer_Schotte

      • @JC Kay:

        Da haben sie mich falsch verstanden oder ich hab mich missverständlich ausgedrückt.



        Ich fordere das genaue Gegenteil von "sich keine Gedanken zu machen".

      • @JC Kay:

        So habe ich Thomas O'Conolly nicht verstanden.

        Ich habe hier schon Dutzende True-Scotsmen-Kommentare gelesen und bin in der Sache voll bei Ihnen.

        Thomas O'Conollys Kommentar hier habe ich aber als Plädoyer gegen linken Korpsgeist verstanden.

        Einen Korpsgeist, der bereit ist, alle möglichen üblen Straftaten und antisemitische Weltbilder zu schützen.

        • @rero:

          @rero: Danke. Genau so habe ich es gemeint.

  • Diese Leute haben einfach keinen Anstand. Aber wen wundert es noch, denn selbst dieser komische JJ (ESC Sieger) hat auf Social Media einen Artikel mit einem Bericht über getötete israelische Botschaftsmitarbeiter geliket.

  • So furchtbar. Schämt euch.

OSZAR »